Gemäß einer neueren Studie des Forschungsinstitutes EHI Retail Institute mit Sitz in Köln betrug der Anteil der Ratenkäufe im Onlinehandel 2014 ganze vier Prozent des Gesamtumsatzes. Auf den ersten Blick erscheint der Anteil nicht sonderlich hoch, allerdings vermuten Branchenvertreter, dass sich die Wichtigkeit dieser Zahlungsmethode in den nächsten Jahren noch drastisch steigern wird.
Onlinehändler und Zahlungsdienstleister wie Klarna, BillPay und Billsafe haben den Trend erkannt und bieten vermehrt Möglichkeiten zur Ratenzahlung an. Dadurch sollen Umsätze gesteigert werden, denn Onlinekunden schließen einen Einkauf meist nur dann ab, wenn die bevorzugte Zahlungsmethode im Shop angeboten wird.
Welche Vorteile bietet der Ratenkauf?
Beim Ratenkauf schließen Händler (beziehungsweise Zahlungsdienstleister im Auftrag des Händlers) und Käufer einen Vertrag ab, der vorsieht, die Kaufsumme in festgelegten monatlichen Raten abzuzahlen. Diese Regelung kann Vorteile haben, etwa, wenn ein dringend benötigtes Gerät – wie beispielsweise eine Waschmaschine – gekauft werden muss, aber gerade kein Geld vorhanden ist. Anstatt die gesamte Kaufsumme auf einen Schlag entrichten zu müssen, kann der Kunde die gewünschte Ware in kleineren Monatsraten begleichen. Eigentlich eine gute Sache – die jedoch auch Haken haben kann.
Ratenkauf oft Ursache für Überschuldung
In ihrer Begeisterung übersehen viele Kunden die immensen Nachteile einer Ratenzahlung – und ihre Gefährlichkeit. Ebenso wie die Bedeutung dieser Zahlungsform ist in den letzten Jahren zugleich die Zahl der Privatinsolvenzen gestiegen. In den vielen Fällen trat die Privatinsolvenz aufgrund einer von Ratenzahlungen verursachten Überschuldung auf – die Betroffenen sind nicht mehr in der Lage, die vorab vereinbarten Raten zu bezahlen.
Zu den schuldig gebliebenen Raten summieren sich schließlich noch Mahn- und Inkassogebühren sowie Gerichtskosten, die schließlich die ursprüngliche Kreditsumme – immerhin handelt es sich bei einer Ratenzahlung um einen Kredit – um ein Vielfaches übersteigen. Gründe dafür gibt es viele. Zum Einen verlocken die scheinbar günstigen Ratenkredite dazu, mehr Geld auszugeben als man eigentlich hat.
Die monatlichen Raten sind niedrig, also wird mehr gekauft als ursprünglich geplant – und rasch verliert der Schuldner den Überblick über seine Verbindlichkeiten bzw. nimmt höhere oder mehr Kredite auf als er eigentlich bewältigen kann. Die monatlichen Raten verringern das zur Verfügung stehende Einkommen; sind sie zu hoch, bleibt zu wenig Geld für die Dinge des täglichen Bedarfs sowie für die Fixkosten übrig.
Aus diesem Grund sind gerade Geringverdiener und Hartz IV-Empfänger von einer Überschuldung durch unüberlegte Ratenkäufe betroffen. Zum Anderen sorgen unvorhergesehene Ereignisse wie beispielsweise Arbeitslosigkeit, Krankheit oder ein Unfall dafür, dass der einst abgeschlossene Ratenkaufvertrag nicht mehr erfüllt werden kann.
Gerade im Falle teurer technischer Geräte zahlen die Kunden einen Einkauf über eine Laufzeit von mehreren Monaten bis zu mehreren Jahren ab. Bei Computern, Smartphones und anderen schnelllebigen Waren bezahlen Sie unter Umständen noch ab, während das Gerät bereits längst veraltet ist und möglicherweise ersetzt wurde.
Ratenkäufe sind oft teuer
Aufgrund der niedrigen Monatsraten fällt vielen Kunden zunächst gar nicht auf, wie teuer ein Ratenkauf tatsächlich ist. Zählt man jedoch die einzelnen Raten zusammen, dann fällt der Unterschied zum eigentlichen Verkaufspreis der Ware auf – je nach Preis und Laufzeit der Ratenzahlungsvereinbarung kann der Unterschied mehrere hundert Euro betragen!
Ratenkäufe sind nichts anderes als Konsumkredite, die allerdings mit erheblich weniger Aufwand als er bei einem Bankkredit betrieben werden muss, in Anspruch genommen werden können. Wie auf jeden anderen Kredit auch sind darauf Zinsen zu bezahlen – die meist deutlich höher liegen als bei normalen Krediten, insbesondere dann, wenn die Ratenzahlung über einen ePayment-Anbieter wie etwa Klarna, BillPay, Paymorrow und Co. abgewickelt wird. Klarna etwa verlangt derzeit (Stand: August 2015) einen effektiven Jahreszins in Höhe von 14,79 Prozent.
Dieser ist allerdings nicht festgeschrieben, sondern laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Unternehmens variabel. Das heißt, er kann während der Laufzeit des Vertrages erhöht werden – und somit den Einkauf noch einmal verteuern. Die anderen Zahlungsdienstleister verlangen ähnliche Zinssätze, sind ergo nicht günstiger. Ein derart hoher Zinssatz führt dazu, dass der neue Fernseher bei einem Verkaufspreis von 500,- EUR und einer Laufzeit von 12 Monaten auf einmal 40,- EUR mehr kostet als wenn Sie ihn gleich bezahlt hätten.
Günstiger sind lediglich so genannte 0-Prozent Finanzierungen, die offiziell keine Zinsen kosten – aber oft andere Haken bieten. Andere Kreditformen – etwa Verbraucherkredite über eine Bank – sind in der Regel günstiger, weil die Zinsen deutlich unter denen eines Ratenkredites bleiben.
Ratenkauf sinnvoll nutzen
Eine kaputte Waschmaschine sowie nicht genug flüssiges Geld auf dem Konto sind ein klassischer Fall für einen Ratenkauf – schließlich wollen Sie nicht monatelang die Wäsche mit der Hand waschen, bis Sie das Geld für eine neue Waschmaschine angespart haben. Damit in einem solchen Fall die Nachteile eines Ratenkaufs möglichst klein bleiben, haben wir an dieser Stelle einige Tipps für Sie:
- Setzen Sie sich vor dem Kauf ein finanzielles Limit.
- Kaufen Sie wirklich nur das, was Sie brauchen – und lassen Sie sich nicht zu
weiteren Käufen verleiten. - Halten Sie die Laufzeit möglichst kurz, wenn Sie die höheren Raten zahlen können.
- Je kürzer die Laufzeit, desto niedriger die zusätzlichen Kosten.
- Nutzen Sie nach Möglichkeit eine O %-Finanzierung.
- Erkundigen Sie sich nach Sondertilgungen, damit sind Sie schneller aus der
Ratenzahlung wieder raus. - Überlegen Sie, wie hoch die monatliche Rate maximal sein darf, ohne dass Sie
finanziell ins Schwimmen geraten. Schließlich müssen Sie weiterhin Fixkosten
sowie die Dinge des täglichen Bedarfs finanzieren können – ohne dass es allzu eng
wird.
Schließlich sollten Sie noch überlegen, ob und wie Sie die Raten im Notfall weiterhin bedienen können – etwa, falls Sie plötzlich arbeitslos oder schwer krank werden.
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Jason says
Ich bin da ganz ehrlich: Ich bin der absolute Gegner von Ratenkäufen. Denn meiner Meinung gilt: Entweder ich kann mir etwas leisten oder eben nicht. Diese Einstellung habe ich für alle Anschaffungen, die in der Preisklasse liegen, die man sich über ein paar Monate hinweg ansparen könnte. Anders sieht es natürlich bei dem Kauf eines Neuwagens aus. Denn 15.000 € haben sicherlich die wenigstens von uns mal eben auf der Bank liegen. Aber wenn es um ein neues Handy oder ein neues Bett geht, da kommt definitiv nur der Barkauf bzw. ein Kauf per Vorkasse für mich in Frage.
Bastian says
Ich haben schon des Öfteren im Internet bestellt und dann auch auf Raten gekauft. Ich finde es eigentlich immer ganz praktisch weil es dann bei größeren Summen nicht so sehr wehtut. Natürlich sollte man sich bei jedem Ratenkauf darüber im Klaren sein, dass man auch jeden Monat den entsprechenden Betrag zahlen muss – ansonsten wird’s brenzlig.
Aber solange man seine Ein- und Ausgaben im Blick hat, sollte eigentlich nichts schief laufen.
Natürlich sollte man es dabei nicht übertreiben und sämtliche neue Anschaffungen auf Raten kaufen. Denn dann verliert man mit Sicherheit schnell den Überblick. Aber solange es in Maßen bleibt, ist doch alles gut 🙂
Viele Grüße aus Köln
Bastian